Sie sind lecker. Sie sind beliebt. Und wenn sie gesiedet werden, geht es heiß her. Aber wie heißen sie eigentlich – Berliner, Krapfen oder doch Pfannkuchen? / © iStock.com/Nataly Nayak
Sie sind die Spitzenreiter unter den kleinen Feinbackwaren, bei Einkaufsmenge und -wert. Von der Saisonspezialität haben sie sich längst zum Ganzjahresgebäck entwickelt. Und sie sind bei Alt und Jung gleichermaßen beliebt. Nur bei der Bezeichnung scheiden sich die Geister: Je nach Region sind die Siedegebäck-Klassiker unter verschiedensten Namen bekannt, um die sich in den sozialen Medien regelmäßig angeregte Diskussionen spinnen. Die einen sprechen von Krapfen, die anderen von Pfannkuchen und wieder andere vom Berliner oder sogar vom Berliner Ballen – aber warum?
Ein Blick auf die Krapfen-Karte
Grundsätzlich gibt es im deutschen Sprachraum drei verbreitete Grundströmungen in der Namensgebung:
- Vom Krapfen spricht man vor allem im Süden, hauptsächlich in Bayern und Österreich. Unter anderem in Hessen und in Teilen Thüringens sind zudem mundsprachliche Abwandlungen davon gebräuchlich, zum Beispiel Kräppel.
- In Berlin und in Teilen Ost-Deutschlands sagt man (Berliner) Pfannkuchen.
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In seiner Kurzform schlicht als Berliner oder auch als Berliner Ballen findet man das Gebäck in West- und Norddeutschland.
Um zu verstehen, wie es zu dieser Namensvielfalt kam, lohnt ein Blick auf die Geschichte der Gebäcke.
Zuerst kam der Krapfen
Die historischen Vorläufer des Krapfens gab es vermutlich schon bei den Römern und Ägyptern. Es ist daher anzunehmen, dass die Fettgebäcke durch römische Siedler zu uns kamen. Da es zu Beginn noch keine Ballen waren, sondern eher Hörnchen, entwickelte sich aus dem ursprünglichen Namen „Chraphe“ (Haken, Kralle) mit der Zeit der Begriff Krapfen. Diese frühen Siedegebäcke hatten allerdings noch keine Füllung.
Die Verbindung zu Fastnacht und Karneval entstand wiederum durch die vierzigtägige Fastenzeit. Bis ins 16. Jahrhundert waren neben Fleischprodukten auch andere tierische Erzeugnisse wie Milch, Eier oder Schmalz untersagt – typische Gebäckzutaten, die noch vor der Fastenzeit aufgebraucht werden mussten.
Die Verbreitung als Berliner Pfannkuchen
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts brachten Siedler und Händler ihre Krapfen mit in das rasant wachsende Berlin, wo das Bäckereiwesen gerade einen Aufschwung erlebte. Um den Hunger der Kunden zu stillen, boten sich besonders bei großem Andrang kleine Teigballen an, die in der Fettpfanne schnell fertig gebacken werden konnten: Pfannkuchen. Der Begriff verbreitete sich, wurde im Umland zum Berliner Pfannkuchen und mancherorts wieder verkürzt zum Berliner.
Traditionelles Gebäck, trendgerechte Vielfalt
Heute begeistern die traditionsreichen Gebäcke ihre Fans in verschiedensten Varianten bei Füllung und Dekor. Neben Konfitüren wie Marille oder Erdbeere kommen als Füllung verstärkt auch Vanille-, Nougat- und weitere Cremes zum Einsatz. Die Veredelung reicht vom klassischen Puderzucker bis zu bunten Glasuren und auffälligem Dekor. Da wird der Name fast zur Nebensache…
Quellen
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Backwaren aktuell, „Ich bin ein Berliner“, https://wissensforum-backwaren.de/app/uploads/01-2020_backwaren-aktuell_web.pdf
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GfK Consumer Panels & Services, „Jahrespräsentation GfK Forschungsgemeinschaft Brot/Backwaren, Daten Jahr 2022 | GfK Consumer Panel Fresh Food“, März 2023
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